#3 Ist der Netzbetreiber verantwortlich für die Abstimmung von Stromproduktion und -verbrauch?

  • Online-Veranstaltung gesendet aus Bern, ewb
  • Verein Smart Grid Schweiz (VSGS)

Zusammenfassung der Veranstaltung #3 im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Gemeinsam gestalten» vom 25. Januar 2022 bei ewb in Bern

Die Zukunft liegt in der CO2-neutralen Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen. Die Regelbarkeit und zeitliche Verfügbarkeit von Strom werden damit anspruchsvoller. Für eine stabile Stromversorgung müssen aber weiterhin Produktion und Verbrauch jederzeit im Gleichgewicht sein.
Heute wird die Verantwortung dafür oft den Netzbetreibern zugeschrieben. Ist das gerechtfertigt, und können die Netzbetreiber die Anforderungen erfüllen?
Strom wird im Alltag immer relevanter (z. B. E-Mobilität, Wärmepumpen), und die Kunden erhalten mehr Wahlfreiheiten (Liberalisierungen). Inwieweit übernehmen die Verbraucher dann die Verantwortung für ihr Verhalten? Was kann, darf und soll der Netzbetreiber noch regeln? Wer sorgt für die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz? Das und mehr diskutierten wir am 25. Januar 2022 mit Nationalrat Roger Nordmann.

v.l.n.r. Andreas Beer, Roger Nordmann, Maurus Bachmann

Roger Nordmann stellt fest, dass die heutige Regelung der Verantwortung für den Ausgleich zwischen Stromproduktion und -verbrauch nebulös und ungenügend ist. Der Markt sei für die Stromversorgung nur sehr begrenzt geeignet, die Trennung von Energie und Netz gehöre abgeschafft. An die Mitwirkung der Stromkundinnen und -kunden glaube er nicht, schliesslich sei die Steuerung des Verbrauchs unpopulär. Speicher auf privater Ebene wären zudem unwirtschaftlich und würden nicht für das Gesamtsystem optimal betrieben. Eine im Sinne des Allgemeininteresses betrieblich und ökonomisch optimierte Speicherung sei jedoch für ein effizientes Energiesystem wesentlich und solle durch die Netzbetreiber wahrgenommen werden. Die auf den unteren Netzebenen produzierte Energie sollte möglichst dort gespeichert und verteilt werden.

Aus Sicht des VSGS läuft die Diskussion zur Energiestrategie 2050 heute in der Politik hauptsächlich in der «Energie-Box» (s. dazu Abbildung). Dies mit dem Ziel, genügend Strom zur Verfügung zu haben – sei es mittels Förderung des Zubaus von erneuerbarer Produktion oder dann über den Austausch mit Europa. Das Gespräch mit NR Roger Nordmann zeigte deutlich, dass der örtliche und zeitliche Abgleich zwischen Produktion und Verbrauch ein Schlüsselfaktor für den Erfolg der Energiestrategie 2050 ist. Roger Nordmann will dies in die politische Diskussion zum Mantelerlass einbringen. Dabei ist es jedoch entscheidend, dass dem Netzbetreiber ausser der Verantwortung auch die nötige Kompetenz zugestanden wird.

Programm

09:00 Begrüssung durch Cornelia Mellenberger, CEO ewb
09:05 Einführung in die Fragestellung
09:10 Inputreferat Nationalrat Roger Nordmann
09:30 (Publikums-)Fragen und Diskussion mit Roger Nordmann
10:00 Fazit und Ausblick  

Moderation: Maurus Bachmann und Andreas Beer, Geschäftsführer VSGS