#5 Smart Meter Rollout – können die Erwartungen erfüllt werden?

  • Online-Veranstaltung gesendet aus Landquart, Repower
  • Verein Smart Grid Schweiz (VSGS)

Zusammenfassung der Veranstaltung #5 im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Gemeinsam gestalten» vom 28. Juni 2022 bei Repower in Landquart

Mit der Energiestrategie 2050 wurde die flächendeckende Einführung von intelligenten Messsystemen beschlossen. Seit 1.1.2018 ist die entsprechende Verordnung in Kraft. Der Rollout muss innert 10 Jahren, also bis am 31.12.2027 bei mindestens 80% der Endkunden durchgeführt sein. Das primäre Ziel des Bundes war die zeitnahe und detaillierte Information der Kunden über ihr Verbrauchsverhalten um damit, so hoffte man, einen Anreiz für die Steigerung der Energieeffizienz zu schaffen. Wo steht der Rollout der Netzbetreiber aktuell? Können die Erwartungen des Bundes betreffend Energieeffizienz und weitere Ziele erfüllt werden?

v.l.n.r. Andreas Beer, Adrian Mettler, Nils Beckhaus, Patrick Hauser, Simon Schertz, Maurus Bachmann

Vier Netzbetreiber, alles Mitglieder des Vereins Smart Grid Schweiz, haben den Stand und die eigenen Zielsetzungen ihres Smart Meter Rollouts aufgezeigt. Für Nils Beckhaus, Leiter Asset Management EKZ, bieten Smart Meter Daten eine Chance für das Asset Management und die Zielnetzplanung. So liessen sich mit den Daten synthetische Lastgänge für das ganze Netz erstellen, auf Basis welcher zukünftige Netzbelastungen simuliert werden können. Simon Schertz, Leiter Telekom und Messdienstleistungen ESB – Energie Service Biel/Bienne unterschied zwei mögliche Strategien zur Einführung von intelligenten Messsystemen, die Minimalvariante mit Auslesung der Lastgänge und diskreter Steuerung einzelner Verbraucher, und die smarte Variante mit lokaler Intelligenz und Schnittstellen zur Einbindung eines lokalen Energiesystems. Gemäss Adrian Mettler, Projektleiter Smart Meter Rollout Repower, müssen durch die Wahl des intelligenten Messsystems die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden, um neben den gesetzlichen Vorgaben auch zukünftige Bedürfnisse des Verteilnetzbetreibers, der Kunden und diverser anderer Anspruchsgruppen zu erfüllen. Bereits 10 Jahre Erfahrung mit Smart Meter Lösungen hat AEW. Gemäss Patrick Hauser, Leiter Messung und Telematik AEW, hat man dabei vieles gelernt, unter anderem, dass ein geordneter Rollout unerlässlich sei, um die nötige Anzahl Zählerwechsel pro Jahr zu erreichen. Die Herausforderung, diesen Rollout zeitgerecht mit eigenen Ressourcen und lokalen Installateuren abschliessen zu können, sei aber gross.

Eine gute Rollout-Planung und eine Work-Flow basierte Durchführung erlaube auch wesentliche Kosteneinsparungen. Darin waren sich alle Referenten einig. Der gebietsweise Rollout hat allerdings den Nachteil, dass Ansprüche von individuellen Kunden weniger berücksichtigt werden können. Alle sind noch zuversichtlich, den gesetzlich vorgegebene Rollout-Termin einhalten zu können, falls die aktuellen Lieferengpässe behoben werden können.

Das Ziel der Energiestrategie 2050, dank Smart Metern die Energieeffizienz der Kunden zu steigern, beurteilt die Diskussionsrunde skeptisch. Damit sich ein grösserer Anteil der Kunden bewege, seien weitergehende Massnahmen nötig. So müssten die Kunden sensibilisiert und beraten werden. Die intelligenten Messsysteme erlaubten, neuartige Tarife einzuführen, welche den Kunden Anreize zur Anpassung des Verbrauchsverhaltens geben, oder ihn zur Installation eines automatischen Lastmanagements motivieren. Entsprechende Pilotprojekte hätten gute Resultate gebracht. Die erzielbare Wirkung in der Masse sei heute aber weiterhin ungewiss.

Netzbetreiber können Mehrwerte im Bereich Netzplanung und Netzbetrieb erzielen. Dazu müssten aber regulatorische Rahmenbedingung geschaffen oder – wo vorhanden – gewahrt bleiben, statt unnötig eingeschränkt zu werden.

Programm

09:00 Begrüssung durch Gerhard Bräuer, Leiter Assetmanagement Netz und Versorgung, Repower
09:10 Einführung in die Thematik (VSGS)
09:30 Inputreferat Nils Beckhaus, EKZ mit anschliessenden Publikumsfragen
09:45 Inputreferat Simon Schertz, ESB mit anschliessenden Publikumsfragen
10:00 Inputreferat Adrian Mettler, Repower mit anschliessenden Publikumsfragen
10:15 Inputreferat Patrick Hauser, AEW mit anschliessenden Publikumsfragen
10:30 Pause
10:45 Podiumsdiskussion mit anschliessenden Publikumsfragen
11:30 Fazit + Ausblick
11:45 Abschluss

Moderation: Maurus Bachmann und Andreas Beer, Geschäftsführer VSGS